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Von Grebbin nach Pinnow

Samstag, 18. Juli 2020

Von Rostock nach Hohe Düne (rechtes Ufer)

Warnow-Tag 4b: Beim Breitling
gefahren im: Juni 2020
Start: Rostock, Altstadt
Ziel: Hohe Düne, Pier/Fähre
Länge: 33 km
Warnowquerungen: 2
Ufer: rechts
Landschaft: Schilfufer, sandig-wilder Wald, Dünen
Wegbeschaffenheit: brauchbare Waldwege, einige Radwege, Hafenstraßen
Steigungen: keine
Wetter: Sommerhitze
Wind: leichter Gegen- und Seitenwind
Größte Hürde: Straße vom Hafen nach Hinrichsdorf
Highlight: Kletterwald Hohe Düne/Markgrafenheide
Zitat des Tages: "In Sicherungsseil einhaken. Rolle zwischen Karabiner. Beine nach vorn. Mit einer Hand bremsen." (Hinweisschild einer Seilbahn im Kletterwald)

Kann man eigentlich auch am rechten Warnowufer zum Meer fahren? Ja, aber das ist länger.
Wer die letzte Warnowbrücke am Petridamm überquert, hat die Wahl zwischen drei verschiedenen Wegen.

Variante 1: Möglichst dicht am Ufer (keine Karte und Beschilderung, nur Google Maps)

Wer genau am Fluss fahren will, darf sich zunächst freuen: Gleich hinter der Brücke, neben einem Goldbarren mit Fenstern, beginnt der Gehlsdorfer Uferwanderweg. Der sieht ja toll aus, so frisch asphaltiert... oh, schade, der erste Abschnitt ist noch gar nicht geöffnet. Dann eben bei nächster Gelegenheit zweimal links abbiegen, dann kommt man ein paar Meter später ans Wasser.
 

Bald schon löst Kies den Asphalt ab. Der Uferweg bietet Bäume, Schilf, ein paar Bänke und ideale Sicht auf die Flussverbreiterung und die Silhouette der Stadt. Nur die Stege ins Wasser wurden leider abgerissen. Jetzt stehen da nur noch gewöhnliche Bänke.

Ziemlich spät fließt hier auch noch die Carbäk dazu, aber die fällt bei der breiten Unterwarnow so gut wie gar nicht auf.

Dieser Kiesweg führt nach Gehlsdorf. Dieser Stadtteil besteht aus Segelbooten, einer Freiwilligen Feuerwehr, Einfamilienhäusern und einer Psychiatrischen Klinik. Letztere ist der Grund, warum Rostocker gelegentlich gemeine Witze über Gehlsdorf machen.

Nachdem sich der Radfahrer zwischen den ganzen Bootsvereinen durchgeschlängelt hat, folgt noch einmal ein schönes Stück Park-Uferweg mit einem Findling. Hier legt die erste Warnowfähre ab. Sie fährt von Gehlsdorf zum Rostocker Stadthafen. Das kleine autofreie Schiff hat seine eigene Nahverkehrs-Tarifzone, die Nr. 4.

Joa, und dann? Dann klappt es leider nicht mehr so gut mit dem Möglichst-nah-am-Ufer-entlangfahren. Von jetzt an ist geht es auf der Pressentinstraße entlang, durch das Zentrum von Gehlsdorf.

Jeder Versuch, dichter ans Ufer zu gelangen, führt sie entweder zum verschlossenen Tor eines Bootsclubs oder im Bogen direkt zurück zur Pressentinstraße. Diese Blockade sollte selbst dem starrköpfigsten Flussradler klarmachen: Die Pressentinstraße ist alternativlos!

Nur eine Ausnahme gibt es: Der Abzweig zur Gehlsdorfer Schwimmhalle. Das ist ein kleines Sportbad mit Sauna im Keller.

Hier beginnt ein weiterer Kilometer Uferweg.

Aber auch dieser Weg führt letztlich zurück zur Pressentinstraße. Die verlässt Gehlsdorf und durchquert einen feuchten Wald. Dahinter liegt Krummendorf, und dort treffen wir zusamen mit...

Variante 2: Radfernweg Berlin-Kopenhagen (Karte und Beschilderung vorhanden)

Wer schneller nach Krummendorf möchte, fährt nicht auf den Uferweg, sondern bleibt nach der Brücke auf dem rot gepflasterten Radweg. Dort durchquert er die Stadtteile Dierkow und Toitenwinkel, vorbei an Wohnblocks, Straßenbahngleisen und Bäumen.

Toitelnwinkel besteht allerdings nicht nur aus neuen Wohnhäusern, es hat auch noch einen alten Dorfkern mit Kirche. Wusste ich gar nicht.

Noch schöner ist der anschließende Radweg über ein Feld, auf dem ein großer Funkmast wächst.

So erreichen Sie Krummendorf. Wer hier wohnt, hat es nicht weit bis zum Überseehafen. Praktisch, wenn man mal eben nach Schweden möchte - die Krummendorfer befürchten aber offenbar, dass ihre Häuser einer Erweiterung des Hafens zum Opfer fallen.

Wer hier mit dem Auto nach rechts fährt, gelangt unter die Warnow und in den Warnowtunnel. Der kostet Maut. Mit dem Fahrrad kann man nur durch, wenn man es in den Bus mitnimmt.

Danach musste ich nur ein paar Straßen und Gleise überqueren...

...und schon befand ich mich im Überseehafen - pardon, ich meine natürlich den Rostock Port, so nennt der sich jetzt, denn das klingt ja viel hipper und internationaler.
Bisher kannte ich nur den Fährhafen, wo Schiffe nach Trelleborg in Schweden und nach Dänemark pendeln. Der liegt ganz links. Reisende nach Kopenhagen nehmen hier die Fähre nach Gedser. Im Hafengebiet gibt es Fahrradstreifen bis zum Check-In-Schalter. Anschließend müssen die Radfahrer im Kreisverkehr die Abfahrt zu ihrer Fähre finden. Am Anleger warten sie, bis ein Mitarbeiter in gelber Weste sie hinaufwinkt.

Heute aber wollte ich gar nicht nach Skandinavien, ich wollte mir den Rest der faszuinierenden Hafenanlagen ansehen.
Denn der kleine Bereich mit den Fähren ist nur die Spitze des Eisbergs. Zahlreiche Unternehmen haben hier ein Grundstück am Wasser, wo sie ihre Waren verschiffen, zum Beispiel Liebherr, der diese gelben Kräne baut, oder ein Hersteller riesiger rostiger Röhren. Diese großen Tunnel liegen echt überall herum. Also wirklich, können die nicht hinter sich aufräumen?

Einen Radweg gibt es nun freilich nicht mehr. Wer rechts zum Industriehafen abbiegt, fährt unweigerlich auf der Straße und sollte sich einen Tag aussuchen, an dem nicht so viel los ist.
Irgendwann versperrte mir eine Schranke den Weg, denn hier begann der Ölhafen, den man nicht so ohne weiteres betreten darf. Ich hätte vorhin rechts abbiegen müssen, also zurück.
Am Steinkohlekraftwerk verlässt die Straße dann das Hafengebiet.

Jetzt immer links, auf eine andere Straße und irgendwann kommt dann auch wieder ein Radweg. Dort stoßen wir auf...

Variante 3: Der klassische Familienradweg zum Strand (keine durchgehende Beschilderung)

Dieser Weg ist sicherlich der schönste und angenehmste zum Meer, auch wenn er mit der Warnow eigentlich nichts mehr zu tun hat.
Familien, die zum Strand wollen, müssen die rotgepflasterten Radwege am Anfang nach rechts verlassen und zwischen Gewerbegebieten, Tunneln (ups, der ist überschwemmt), der Dierkower Windmühle  und einer Gokartbahn aus Rostock heraus. Das ist jetzt nicht ganz so anstrengend, wie es klingt.



Dann kommt der schöne Teil: Vorbei an alten, zerfallenden Kletterbäumen und einem Hochsitz durch die Erdbeerfelder von Karls Erdbeerhof.

Das ist ein Erlebnishof für Familien, der nach dem Prinzip eines Online-Computerspiels errichtet wurde: Im Prinzip kostenlos, aber alles kostet extra, zum Beispiel das Maislabyrinth im Sommer oder die Eiswelt im Winter.

Durch das Pferdedorf Stuthof, einen Wald und links an der Straße... ich könnte den Weg im Schlaf fahren. An der Hauptstraße treffen wir auf Variante 1 und 2. Aller drei Varianten verlaufen gemeinsam ins Pferdedorf Stuthof.

In Stufhof zweigt ein Weg zum Schnaterman ab. Hinter diesem albernen Namen verbirgt sich ein Gasthaus mit einem Spielplatz, der nur aus einer Wippe und kleinen Rutsche besteht und sich daher als Kind als ziemlicher Flop herausstellte.

Ein Abstecher lohnt sich dennoch, weil ich hier noch einmal die Warnow zu sehen bekomme. Hier parken ein paar Schiffe in einer Bucht. Dahinter ist zu sehen, warum der Weg am rechten Warnowufer doppelt so lang ist: Die Warnow wird auf einmal viel breiter. Diese große Beule am rechten Ufer nennt sich Breitling.

In den Breitling wurde der Überseehafen reingebaut. Aber weil der Breitling so breit ist, bleibt noch Platz für einen eindrucksvollen Badestrand mit Blick auf die Hafenanlagen.

Wer hingegen auf den Schnaterman verzichtet, fährt in Stuthof direkt in den Wald.

Das ist die Rostocker Heide. Eine richtige Heide ist das nicht (mehr), sondern ein Wald mit gelegentlichen Sümpfen und Baumschulen. Ein Netz von Kieswegen durchzieht das Gehölz, von denen die meisten angenehm zu befahren sind. Jeder dieser Wege hat einen eigenen Namen, meistens irgendwas mit Weg oder Schneise. Diese Route folgt zum Beispiel der Stuthofer Schneise und dem Kesselbrand-Weg.

Auf dem Weg liegt die Borwins-Eiche. Heinrich Borwin III. war ein Fürst, dem die Stadt Rostock 1252 für gerade mal 450 Mark die komplette Rostocker Heide abgekauft hat. Das war das beste Geschäft, das die Stadt je gemacht hat, schließlich war all das Brennholz eine Menge wert. Bis heute ist Rostock der größte kommunale Waldbesitzer Deutschlands.
Als Dank, dass er sich so gut hat über den Tisch ziehen lassen, haben die Rostocker unter anderem einen Baum und eine Schule nach Fürst Borwin benannt. Da der Original-Baum vor 60 Jahren gestorben ist, steht hier inzwischen ein junger Ersatz.

Diese lustigen Holzhütten sind in der Rostocker Heide ständig anzutreffen. An der letzten Hütte stoßen wir auf die Hauptstraße mit Ostseeküsten-Radweg, wo es links weitergeht.

Im Prinzip folgen wir ab jetzt nur noch dem Ostseeküstenradweg, denn direkt an der Warnow kann man nicht radeln. Der Grund dafür ist - welche Ironie - der Radelsee. Dieser Schilfsee steht unter Naturschutz, ich konnte ihn nur auf einer Aussichtsplattform in der Ferne erahnen. Noch weiter hinten erstreckt sich der Breitling. Den Radelsee muss ich großräumig umfahren, und dafür steht nur eine Strecke zur Auswahl.

Der Ostseeküstenradweg zwischen Markgrafenheide und Warnemünde. Er besteht aus einem Radweg durch Dünen und Strandparkplätze. Die größte Attraktion auf dieser Strecke ist der Kletterwald.



Hohe Düne besteht aus mehreren sehr teuren gelben Hotels, einem Yachthafen, einer Radarstation und Dünen, die allenfalls normal hoch sind.
Hier fährt eine Autofähre hinüber nach Warnemünde, wo ich mit der S-Bahn zurückgefahren bin. Diese Fähre bildet allein die Tarifzone 6 des Rostocker Nahverkehrs. (Wo Tarifzone 5 ist, wird für immer ein Mysterium bleiben. Vermutlich ist die unsichtbar und nur für Zauberer.)

Die Hotels locken Spaziergänger leicht in ihre Fänge, denn Bürgersteige gehen direkt in Hotelflure über. Da bleibe ich dann doch lieber direkt am Ufer der Warnow, denn das ist jetzt wieder möglich. Schließlich führt ein Pier in die Ostsee, das genauso aussieht wie sein Gegenstück drüben in Warnemünde. Nur der Leuchtturm ist eben rot und nicht grün. Außerdem liegt hier kein Strand nebenan, sondern ein Yachthafen und ein Schiff mit Robbenaufzuchtstation. An manchen Tagen lässt sich hier gut beobachten, wie die Robben in ihrem Gehege, einem abgetrennten Teil der Ostsee, herumplantschen.

Insgesamt gibt es also am rechten Ufer ein paar echt schöne Strecken am Ufer, auf den Feldern oder im Wald. Das ist schon ansehnlicher als das linke Ufer, wo es immer nur an der Straße entlanggeht. Dafür das linke Ufer aber auch doppelt so lang und außer auf Variante drei muss man zwischenzeitlich lange auf der Straße fahren.

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